Nun arbeite ich schon über 3 Jahren als Tour Guide in meiner Wahlheimat Kyoto. Ich organisiere Private Ausflüge, Wanderungen und Fahrrad Touren für Besucher aus aller Welt.
Ich habe mich weitläufig mit den Themen Japan, Religion, Geschichte und Kultur befasst um meinen Kunden den besten Service bieten zu können.
Manche gestellten Fragen sind wirklich komplex und kommen nicht oft vor, aber die meisten wiederholen sich sowie folgende dem Artikel Gewidmete auch.
"Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Tempel und einem Schrein in Japan?"
Offensichtlich sind es die Gebetsorte zweier unterschiedlicher Religionen. Die eine, der Buddhismus kommt ursprünglich aus Indien und hat von dort aus, über China und Korea, im 6. Jahrhundert Japan erreicht. Zu dieser Zeit hatte Japan auch schon eine Religion in de besonders Götter der Natur angebetet wurden. Diese nennen wir heute Shinto, was soviel bedeutet wie "Weg der Götter".
Es ist eine Naturreligion, in der viele Götter und Geister vorkommen. Shinto ist also dem Heidentum der alten europäischen Nordvölker nicht ganz unähnlich. So können sogar Felsen oder Bäume Geister innehaben und somit heilig sein. Einer shintoistischen Sage nach gibt es in Japan 8 Millionen Götter.
Den Buddhismus hingegen kann man als einen Mix aus Religion und Philosophy beschreiben. Das Ziel ist es den ew
igen Kreislauf des Lebens (Geburt-Leben-Sterben) zu durchbrechen und erleuchtet zu werden. Um das zu erreichen studiert der Buddhist sogenannte Sutras und praktiziert regelmässig Meditationsübungen, zu wichtigen Anlässen sogar bis zu 17 Stunden am Stück!
Es dauert natürlich Jahre um genug Selbstkontrolle zu entwickeln und mehrere Stunden meditieren zu können. Daher sind es au
ch fast nur buddhistische Mönche, die diesem Ritual täglich nachgehen. Fragt man allerdings einen Japaner, ob er Shintoist oder Buddhist ist, wissen sie die Frage oftmals nicht gleich zu beantworten.
Das kommt daher, dass sich 85% des Inselvölkchens zum Buddhismus bekennen und sich sogar 90% dem Shinto zugehörig fühlen. Ein bekanntes Sprichwort besagt. Japaner leben Shinto und sterben Buddhist. Daher findet man auch in vielen grossen japanisch-buddhistischen Tempeln, irgendwo auf dem Gelände einen kleinen Schrein und in manchen shintoistischen Schreinen in einer Ecke, einen kleinen Tempel.
Solche Schrein-Tempel Anlagen werden “jingu-ji” genannt. Diese Harmony ist wahrscheinlich einzigartig und es währe mehr als wünschenswert, dass zum Beispiel das Christentum und der Islam irgendwann auch mal so Hand in Hand gehen könnten. Aber nun zurück zu der ursprünglichen Frage;
Was ist der Unterschied zwischen einem Schrein (Shinto) und einem Tempel (Biddhistisch)?
Schrein - Eingang
Ein Shintoschrein hat meist ein Tor, ein sogenanntes "tori", am Eingang stehen, welches von den Besuchern durchquert werden muss. Es besteht meistens aus 2 stehenden Balken und einen oder zwei Querbalken, was ein wenig an ein Fussballtor erinnern lässt.
Dieses Tor wird natürlich nicht für Sportveranstaltungen genutzt, es symbolisiert den Übergang der äusseren und der der spirituellen Welt. Zu beiden Seiten des "tori" befinden sich oft Tiere, welche die Boten der Götter sind. Zum Beispiel bei einem Schrein, welcher dem Gott des Lernens gewidmet ist, sind diese Boten Bullen, beim Gott der Liebe stehen Hasen in der Nähe des Tores.
Tempel - Eingang
Ein Buddhistischer Tempel hat oftmals, allerdings nicht immer, ein Eingangstor. Dieses ist wesentlich grösser und prachtvoller als das des Shinto Schreins und hat Türen, die verschlossen werden können. Auch wenn die Tore oftmals wegen eines fehlenden Zaunes umgangen werden können, ist es doch Brauch den Tempel immer durch das Tor zu betreten und zu verlassen.
Schrein
Das “tori” hinter sich gelassen findet man gleich in der Nähe einen Brunnen, “temizuya” genannt, mit aus Bambus gebauten Kelchen, welche zur Reinigung von Körper und Geist gedacht sind.
Zuerst gießt man das Wasser über die rechte, dann die linke Hand und danach nimmt man einen Schluck, spült den Mund aus und spuckt das Wasser in eine dafür vorgesehene Rinne aus. So tun es die meisten Japaner, aber ich würde davon abraten Wasser in den Mund zu nehmen, welches an einem öffentlichen Platz in einem übergrossen Wachbecken aufbewahrt wird. Also besser den Teil mit dem Ausspülen weglassen.
Im Eingangsbereich, meistens in dem der grösseren Schreine, findet man ein kleines "Geschäft” bei dem man allerlei Glücksbringer und “Wunschzettel” kaufen kann. Das nächste Gebäude, welches dem Tor gegenübersteht, ist das “haiden”, welches zum beten genutzt wird.
Von hier aus ist es meist nicht weit bis zu dem Hauptgebäude, dem “honden”. Das “honden” beherbergt die heiligen Gegenstände des Schreins.
Tempel
Im Buddhismus ist es das Ziel erleuchtet zu werden und ins Nirvana einzutreten. Und so werden schon erleuchtete Wesen, sogenannte Buddhas in den Tempeln verehrt. Ausserdem werden Heilige, auch Bodhisattvas um Hilfe ersucht.
Die Mönche leben oftmals in Quartieren, die auf dem Tempelanwesen stehen. Im Zentrum des Geländes steht die Haupthalle, auch “Hondo” genannt. Hier praktizieren die Mönche ihre Gebetsübungen. Manche sind für Besucher zugänglich, manche sind es nicht. Was man hier aber auf jeden Fall findet ist mindestens eine Buddha Statur und ein “Saisenbako”, die True in denen Besucher ihre Spenden hinein werfen können.
Schrein
Wie schon erwähnt, können im Shinto Glauben auch Steine oder Bäume heilig sein. Diese stehen auf dem Schrein Gelände oder auch in der nähe und sind mit einem “Shimenawa”, einem geweihten Seil umwickelt.
Es ist faszinierend die Unterschiede und Gegensätze im japanischen Alltag zu beobachten, zu erleben und davon zu lernen. Shinto und Buddhismus sind zweit komplett unterschiedliche und eigenständige Religionen, und dennoch finden sie in Japan durch die hier lebenden Menschen zueinander.
Wir organisieren übrigens auch Private Tagesausflüge in und um Kyoto. Schau doch mal hier vorbei.
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